RADIO JENA - Das Programm am 27.05.2012

"ALL EYES ON PETAR DUNDOV (Part 2)"


Mein Name ist Rainer Sauer. Auch heute habe ich wieder die Ehre und das Vergnügen einen Mann pushen zu dürfen, der seit fünf Jahren in seinem "Neumatik"-Studio im kroatischen Zagreb an seinen Elektromusik-Instrumentalwerken bastelt: Peter Dundov.

Seit 2006 wächst im "Neumatik Studio" des elektronischen Künstlers Werkraum. Dort bringt Dundov das Beste aus den Welten von analogen und digitalen Technologien zusammen. Die Kombination von frühen Synthesizern den 1970er und 1980er Jahren mit modernsten Digital Audio Workstations führen bei ihm dazu, dass es kaum noch ein Limit gibt, für das, was elektromusiklaisch möglich ist, um mit Klängen zu arbeiten. "Lass deiner Fantasie freien Lauf, den Rest erledige ich", sagt Dundov.



Aufmerksam wurde ich auf ihn im Herbst 2009, als mir ein Bekannter sagte, ich würde ihn doch immer fragen, welche Musik meiner eigenen am nächsten kommen würde. Als ich in hoffnungsvoll ansah, empfahl er mir, ich solle mir das ein Jahr zuvor fertiggestellte Debütalbum von Petar anhören, das den hoffnungsvollen Titel "Escapements" trägt. Ich besorgte mir es in England und war begeistert. Songs wie "Kanon", "Desert Island", "Sparkling Stars" oder die "Oasis" fanden sofort ihren Platz ganz tief in meinem Herzen und sind dort bis heute geblieben. Es ist kaum zu sagen, was den Reiz dieser Songs ausmacht, wahrscheinlich ist es die Mischung aus so vielem, was ich in der Elektromusik liebe.


Bei den "Sparkling Stars" zum Beispiel addieren sich hämmernde Soundfetzen der "Exit"/"Hyperborea"-Ära von TD mit Klängen, die ich von Ash Ra kennen und lieben gelernt habe.Und bei der entspannt-pulsierenden "Oasis" klickert und tickert der Sequencer, dass es nur so eine Freude ist. Während viele Technomusiker ihr Heil in noch mehr Dancefloor, in noch mehr digitalen Tälern suchen, geht Dundov genau in den andere Richtung. Das gesamte Album verströmt von der ersten Sekunde an ein wohlig analoges, handgemachtes Flair. Dabei darf man dem kroatischen DJ durchaus eine gewisse Retro-Attitüde unterstellen, zählt er doch Jean Michel Jarre zu seinen Klangvorbildern.

Techno wurde in den letzten Jahrzehnten zu einem Massenphänomen und die traditionelle Elektromusik wurde dadurch etwas ins Abseits gedrängt. Doch was ist Techno? Die allgemeine musikalische Definition besagt, dass es Elektro-Pop, Tanzmusik des dgitaen Zeitalters ist, hämmernde und pochende 4/4tel Beats. Aber Techno kann auch so etwas wie eine Seele haben. Denn der "Geist in der Maschine" möchte ja auch leben. Um Dundov zu zitieren: "Techno ist eine Musik der Bewegung vorausgeht. Es ist Tanzmusik, solide genug, um Emotionen auf die Tanzfläche zu übertragen und abstrakt genug, um eine Vorlage für Gedankenflüge zu sein." Dundov, vor einigen Jahren noch für seine zumeist schranzigen Stücke bekannt, lebt diese Traditionen nun bewusst aus und gibt seiner Produzentenkarriere damit eine ganz neue Richtung hin zur "alten" Elektromusik der 70er- und 80er Jahre.

Bei ihm habe ich das Gefühl, dass seine Dancetracks am Leben zu sein scheinen, keine pure Ablenkungsmusik sind, wie es sonst dem Techno anhaftet. Sie sind Fortführung, Erweiterung und Steigerung der aus den 70er und 80er Jahren bekannten Intensität. So auch auf seinem neune Album "Ideas from The Pond" (wobei er schon auf dem Cover das Mittelmeer als seinen "Teich" definiert). Ein einziger Song aus "Escapements" hatte gereicht damit seine Musik als eine Art Crossover in eine Vielzahl von unterschiedlichen Bereichen der globalen Technoszene transportiert wurde. Es war die "Oasis", die jedermann in den Clubs auflegte. Und wer könnte schon der Intention von Größen wie Sven Väth, Francois K., Laurent Garnier, Adam Beyer, Josh Wink, Guy J., Glimpse, Hernan Cattaneo, Brendan Moeller oder Danny Tenaglia widersprechen.

Anfang Mai 2012 ist "Ideas From The Pond" erschienen und das aktuelle Album von Petar Dundov zeigt, dass es eine Philosophie in seinen Produktionen gibt, die die Dynamik des Techno vereint mit alten analogen Drumcomputern und Synthesizern. "Mein großes Ziel als Produzent und Musiker ist es, die Welt der Inspiration umit der physischen Welt des Tanzens und der Bewegung zu vereinen, dass der Hörer nicht mehr in der Lage ist, zwischen beiden zu unterscheiden", sagte er dazu.

Geboren in Zagreb zu Anfang der 70er Jahre, verändert Dundov im 21. Jahrhundert die Technomusik, macht sie lebendig und interessant. Petar Dundov macht intelligente Elektromusik, die Grenzen verschiebt und dabei gleichzeitig Füße und Köpfe in den Clubs bewegt. Er ist ohne Zweifel einer der beeindruckendsten, originellsten und gewagtesten Produzenten in der Elektromusik und Jean Michel Jarre, der ewig Suchende, würde seine Freude an ihm haben.

Heute sind zwischen 20:00 und 22:00 Uhr folgende Titel zu hören:

1. Kanon (07:11) / 2. Desert Island (08:34) / 3. Sparkling Stars (09:45) / 4. She In Purple (08:01) / 5. Rain (07:14) / 6. Oasis (09:59) / 7. Waterfall (09:02) / 8. Ideas From The Pond (09:22) / 9. Distant Shores (12:27) = zugleich die aktuelle Singleauskopplung! / 10. Brownian Interplay (12:51) / 11. Together (10:39) / 12. Around One (09:40) / 13. Anja's Theme (07:35)
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"RE - POP|SUNDAY*" - Die Ausgabe "Mai 2012"
von und mit Lutz Mühlfriedel
 

"James Salter: Dusk And Dirt"

"Ich versuche nur, die Wahrheit zu schreiben. Man nimmt etwas Wahres aus einem Leben und erzählt es ein Stückchen weiter. Mehr steckt gar nicht dahinter." (J. S.)
  
Salter, der 1925 als Kind jüdischer Eltern geboren wurde, in der Militärakademie West Point den Ehrgeiz seines Vaters befriedigte und sich nicht ohne Lust den männerbündischen Ritualen unterwarf; der in den Sechzigern als – preisgekrönter – Drehbuchautor gern als Schwerenöter posierte und sich erst 1980 mit seiner zweiten Frau aus dem Partyleben zurückzog, um nur noch zu schreiben. Über seine wilden Jahre, seine Bekanntschaft mit Jack Kerouac, Andy Warhol und Robert Redford verrät der Mittsiebziger einiges, aber bei weitem nicht alles in seiner Biographie Burning the Days, die 1997 erschienen ist. Auch die Geschöpfe aus dem Prosaband Dämmerung scheinen einer Freundschaft zwischen den Geschlechtern kaum fähig – selbst wenn sie nicht einem Lifestyle-Magazin entsprungen sind.

"Ob in der Neuen Welt oder in der Alten, fremd bleibt man einander allemal." (Alexandra M. Kedveš)

"Den Protagonisten in James Salters Erzählungen verrinnt das Leben. Während sie tapfer dagegen ankämpfen, geht es mit ihnen bergab. Jedenfalls gleiten seine Figuren auf der schiefen Ebene ihrer Existenz langsam abwärts wie auf einem eingeseiften Brett." (Eberhard Falcke)

"Dabei beschreibt James Salter weder Extremsituationen noch außergewöhnliche Charaktere, sondern er veranschaulicht die "Dämmerung" des Lebens an gewöhnlichen Menschen in mehr oder weniger alltäglichen Situationen. Das ist alles ganz unspektakulär – und tief traurig. James Salter versteht es, mit wenigen Worten komplexe Bilder zu vermitteln. Er erzählt keine kontinuierlichen, zusammenhängenden Geschichten, sondern reiht knappe, verdichtete Szenenfragmente aneinander. Trost enthalten seine elegischen Erzählungen keinen, aber es sind literarische Meisterwerke." (Dieter Wunderlich)


Re-Pop|Sunday* Nachschlag:

"Das Warenhaus"
von Anton Kenntemich

Zu empfangen ist all das wie immer in Ostthüringen über UKW 103,4 MHz bzw. 107,9 Mhz im Kabelnetz oder auch zeitgleich im Internet bei ZONO RADIO JENA über den RADIO OKJ Link unseres Webplayers (klick!).

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