"Totgesagte leben länger" sagt man und Menschen wie Keith Richards, Eric Clapton oder David Bowie haben in ihren Leben tatsächlich mehr Glück gehabt als etwa Jimi Henrix, Bon Scott oder Amy Winehouse. Nun gibt es denn auch wieder ein Lebenszeichen von Mr. David Jones, der in der Musikwelt aber besser bekannt ist unter seinem Künstlernachnamen Bowie.
Sein inzwischen auch berühmter Sohn, der 41-jährige Filmregisseur Duncan Jones ("Moon") durfte es als erster vermelden, als er in die völlig überraschte Musikwelt twitterte "Ein großes Happy Birthday an meinen allerliebsten, sehr talentierten Vater! Zehn Jahre sind seit dem letzten Album vergangen. Es wäre toll, wenn ihr die Nachricht über Dads neues Album verbreiten könntet. Das erste in zehn Jahren und es ist gut!".
Natürlich sind Kinder immer etwas voreingenommen, wenn es um die Arbeiten ihrer Eltern geht, aber Duncan hatte dereinst selbst miterleben müssen, wie sein schwer von Herois und Kokain abhängiger Vater fast an der Drogensucht krepiert wäre, damals, als David Bowie in Berlin lebte - in den sogenannten "Lichtjahren" der Hauptstadt - und dort nur "The Thin White Duke" hieß. Mitte bis Ende der 1970er Jahre war das. Und das sollte einen schützen vor leichtfertigen Lobhudeleien.
Trotzdem könnte man meinen, dass "...und es ist gut" ein Gefälligkeitsgutachten sei, aber dem scheint zum Glück nicht so zu sein, wie das Anfang Januar 2013 veröffentlichte Video und der Vorab-Song "Where Are We Now?" belegen. Bowie scheint mit seinem neuen Rockalbum genau da wieder anzusetzen, wo er vor 35 Jahren in Berlin aufgehört hat. Und das Video wie der Song selbst strotzen nur so von Rückblenden und sind eine Hommage an die "gute alte Zeit" von Bowies "Berlin"-Trilogie mit den Alben "Low", "Heroes" und "Lodger".
Besagtes neues Album nennt sich "The Next Day" und könnte ein Blick zurück sein, auf die erwähnten Berliner Jahre. Produziert hat (zumindest den vorab augekoppelten Song) Bowies langjähriger Weggefährte Tony Visconti, der einst auch Acts wie T. Rex produzierte ("Hot Love", "Metal Guru", "Get It On"), mit dem Bowie aber auch Meilensteine wie "Space Oddity", "Diamond Dogs" oder eben die Berliner Trilogie aufgenommen hat.
"Had to get the Train from Potzdamer Platz (…) Sitting in the Dschungel on Nurnberger Strasse" singt Bowie im vorab veröffenbtlich Werk und macht so eine Bestandsaufnahme der späten 70er Jahre, da er sich in "Berlin-West" eine Altbauwohnung mit Iggy Pop teilte und mit Visconti, Brian Eno und Robert Fripp (von "King Crimson") "Low", "Heroes" und "Lodger" aufnahm. Thomas Rüttners Buch "Helden. David Bowie und Berlin" beschreibt diese Zeit recht präzise.
Dabei war ja Bowie Karriere im Grunde schon beendet. der "Duke" hatte sich mit TopModel-Gattin Iman und Tochter Alexandra in New York ins Privatleben zurückgezogen, nachdem er 2004 nach einem Auftritt beim "Hurricane"-Festival aufgrund einer verstopften Arterie notoperiert werden musste. 2006 verlieh man David Bowie noch einen Grammy für sein Lebenswerk und dann ward er in der Pop-Welt nicht mehr gesehen.
Jetzt meldete er sich unerwartet zurück mit "The Next Day". Am 17. März 2013 wird es von ZONO Radio Jena in voller Länge inklusive alle Bonustitel vorgestellt.
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Das "Oskar Sala Institut für Klangforschung in Jena" / OSIK präsentiert eine spezielle Mono-Version von Mike Oldfields Album "AMAROK" aus dem Jahre 1990.
Das Album ist in vielerlei Hinsicht ein Unikat unter den Alben Oldfields. Zum einen handelt es sich hierbei um ein einziges (auch nicht in Einzeltracks unterteiltes) Musikstück von exakt 60 Minuten Länge. Zum anderen verzichtet Oldfield komplett auf Computertechnik, spielt alle Instrumente per Hand und verwendet dabei sogar unkonventionelle Instrumente wie Zahnbürsten, Spielzeug, Stühle, Löffel, Fingernägel, eine Tür, einen Hammer oder einen Eimer.
Gegen Ende hört man eine Stimmenparodie auf die damalige britische Premierminiterin Margaret Thatcher. Außerdem ist ein Morrsecode zu hören: "f u c k o f f r b", womit sein damaliger Pkattenboss Richard Branson gemeint ist, der ihn zur Veröffentlichtlichung des Albums gedrängt hatte und von ihm ein weiteres kommerzielles Meisterwerk verlangte wie zuvor "QE2", "Five Miles Out" oder "Crisis". Oldfield dagegen machte ein völlig unkommerzielles Album daraus und erfüllte so trotzdem nominell seinen Plattenvertrag.
Das Album hat musikalisch wie soundtechnisch Ecken und Kanten und jahrelang mochte ich es nicht besonders, bis mir eines Tages Tom Neumann vom OSIK diese, dort speziell hergestellte, Mono-Version vorspielte, die alle Instrumente zusammendrängt und verdichtet und mit der ich mich sofort wohl fühlte. Für mich ist "AMAROK" in dieser Klang-Version ein Album mit Tiefgang und immer wider höre ich neue Dinge heraus.
Rainer Sauer, Jena (im Herst 2009)
Keine weiblichen Themen in den Texten sondern menschliche, und die Musik ist überwiegend elektronisch. Das sind vier Frauen und ihr Projekt "LAING". Wer von ihnen nur "Morgens immer müde" (ein Hit-Remake des gleichnamigen Trude-Herr-Songs) kennt, mit dem sie beim letztjährigen "Bundesvision Song Contest" einen hervorragenden zweiten Platz belegen konnten, den wird die musikalische Bandbreite ihres Anfang März 2013 erschienenen Debutalbums "Paradies naiv" überraschen.
Nicola Rost ist die Leadsängerin, Songschreiberin und Produzentin von "LAING". Aus ihrem anfänglichen Soloprojekt hat sie inzwischen eine Girl-Band gemacht und dafür drei außergewöhnlihce Frauen rekrutiert: Atina Tabiei Razligh und Johanna Marshall für den Chorgesang und Marisa Akeny für Tanzelemente, und die vier Freundinnen sorgen bei den Auftritten für die fehlende weibliche Komponente des musikalischen Werks.
"Ding Dong" ist ein "Mördertitel" (wie Hape Kerkeling sagen würde) und handelt von nichts geringerem als davon, den Partner am liebsten "kalt" zu machen. Auf "Nacht für Nacht" fährt der Dampfer Richtung Eighties-Dancefloor, "Herr Amor" ist dann lupenreiner Schlager - so böse gut, wie man ihn schon lange nicht mehr z. B. von Annette Humpe gehört hat - und "Wünsche" gefällt mit seiner gut gemachten Rythm'n'Blues-Mischung mit einem einsam-einfachen Schlagzeugbeat.
Verbindendes Element der 13 Songs von "Paradies naiv" ist allein der mehrstimmige Gesang und die pointierte Produktion von Noicola Rost, an der sich manche Elektropop-Produzenten eine Scheibe abschneiden können.
Nach Mike Oldfield und vor David Bowie gehört der Äther heute Abend Nicola, Atina, Johanna und Marisa von "LAING" und ihrem Debutalbum "Paradies naiv", gewürzt mit einigen Titeln der ersten "LAING"-Platte, einer EP namens "030/57707886 ". Vielleicht sollte man da ja mal anrufen! Schaden kann es auf jeden Fall nicht.
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