ZONO RADIO JENA - Das Programm am 13.10.2013



S  T  E  V  E     R  E  I  C  H
"Works 1965 - 1995" (Teil 2)

Steve Reich wurde am 3. Oktober 1936 in New York City geboren; seine Eltern trennten sich bereits kurz nach seinem ersten Geburtstag. Er blieb beim Vater in New York, seine Mutter zog wenig später nach Los Angeles. Reich stammte aus einer deutsch-jüdischen Familie, wurde jedoch atheistisch erzogen. Sein Halbbruder Jonathan Carroll ist ein erfolgreicher Schriftsteller.


Um 1958 begann Reichs aktive Schaffenszeit: Er beschäftigte sich mit elektronischer Musik und experimentierte eigenständig. Bekannt wurde er 1965 durch das "Minimal Music"-Stück "It's Gonna Rain". 1970 studierte er Afrikanisches Trommeln am Institute for African Studies der University of Ghana und angeregt hierdurch egann er, kurze Tonfragmente ("Samples") aneinanderzureihen und deren Phasen zu verschieben. Reich verwendete dazu mehrere Tonbandmaschinen. Er schuf aber auch Werke für Klavier und elektrische Orgel ("Four Organs", "Piano Phrase"). In den Folgejahren wandte er seine Techniken auch in Vokal- und Orchesterwerken an. Populär wurde Reichs Typing music, ein Stück aus seinem Werk "The Cave". Steve Reich im Interview:

Ich hatte ein und dieselbe Bandscheife auf zwei verschiedenen Tonbandgeräten laufen und versuchte, auf beiden Bandgeräten die gleiche Stelle der Aufnahme zu finden, damit sie synchron laufen. Das war 1965. Ich hatte Stereo-Kopfhörer auf, auf dem linken Kanal war Bandmaschine 1, auf dem rechten Maschine 2. Mit einem Mal fühlte sich an, als ob der Sound in der Mitte meines Kopfes angekommen war, dann wieder in der linken Seite von meinem Kopf und meinen Arm und in den Füßen. Schließlich bewegte sich der Sound über den Boden und dann begann es nachzuhallen. Und dauernd dieser eine Satz "It's gonna rain...Itt's gonna rain...It's gonna rain."/"Es wird regnen...es wird regnen...es wird regnen." Diese Reise des Klanges durch meinen Körper war interessant. Es gibt all diese irrationalen Orte zwischen links und rechts und oben und unten. (...) 1966 wurde ich gebeten, ein Stück zu machen als Teil einer Benefizaktion für die "Harlem Six", sechs schwarze Kinder, die wegen Mordes im Jahre 1966 festgenommen und in Haft gesetzt worden waren. Nun, es war tatsächlich ein Mord begangen worden, aber nur einer von Ihnen hatte ihn verübt - nicht alle sechs. Von einem dieser Kinder, Daniel Hamm, hatte ich dessen Stimme auf Tonband. Er sagte: "Ich habe es nicht getan. Ich werde freikommen. Ich bin unschuldig." und später wurde er auch freigesprochen. Ich sagte zu dem Mann von der Bürgerrechtsbewegung - Truman Nelson war sein Name - ich werde ein Stück Musik daraus machen, aber nur aus dem mittleren Teil des Satzes. Er sagte:"Was meinst du mit einer mittleren Teil?" Also spielte ich ihm "It's gonna rain" vor und er sagte danach: "Hey! Das ist großartig! Sie wollen das so machen? Go ahead!" So entstand "Come Out"/"Frei kommen".


"Six Pianos" ist die Idee eines Orchesters, das aus sechs Klavieren besteht. Alle spielen immer und immer wieder die gleiche Phrase. Am Mischpult werden die einzelnen Instrumente gegeneinander vermischt. Dadurch entsteht im Wesentlichen eine Verfeinerung des Stückes und ich bin der Dirigent des Orchsters, der nicht am Dirigentenpult steht sondern am Mischpult sitzt. Das Ergebnis war etwas, was ich so weder vorausgesehen noch zuvor jemals erlebt habe. Du bist sehr klar darüber, was du tun willst, aber immer gespannt auf das Ergebnis, das unvorhersehbar ist. Ich bin einfach total in das Klangbild eingetaucht und habe intuitiv die Klavierklänge vermischt. Grundsätzlich ist an diesem Tag bei mir die Idee eines engen Tonkanons entstanden, der zu einem orchestralen Klangbild werden kann.

Bei ZONO Radio Jena ist heute der zweite Teil einer nicht ganz vollständigen Werkübersicht Steve Reichs von 1965 bis 1995 zu hören und zwar von 20 bis 24 Uhr.

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