ZONO RADIO JENA - Das Programm am 16.09.2012

 
KLAUS SCHULZES ELEKTRONISCHES LEBEN (Teil 8) 

Seit Beginn diesen Jahres sendet ZONO Radio Jena die Chronologie des musikalischen Gesamtwerks von Klaus Schulze, das bei uns erstmals komplett im Radio zu hören ist. Heute im 8. Teil dieser Reihe ist bis 24.00 Uhr das Folgende zu hören:

Im späten Frühjahr 1978 begann Klaus Schulze im Frankfurter Tonstudio von Eberhard Panne die Arbeit an seinem bis dato ambitioniertesten Werk. Das zehnte Album von KS trägt dann auch - sinniger Weise - den Titel "X". Aufgenommen hat er es mit seinem damals üblichen Instrumentarium. Allerdings kaufte sich Klaus mit dem Geld, das er für die Soundtrack-Alben zu "Body Love" verdient hatte, ein Mellotron, das er ausschließlich für Chorsounds verwendete. Sechs musikalischen Biographien setzte er auf diesem Doppelalbum um und Schulze versuchte musikalisch historische Zeitgrößen zu beschreiben, wie den SF-Autor Frank Herbert musikalisch darzustellen. Seine musikalische Biografie ist das erfolgreichste Stück des Albums, das heute noch vielen Hörern als Einstieg in die Welt des Klaus Schulze dient.

Friedrich Nietzsche und seine Ideen verfolgen Schulze bis heute, 1994 spielte er live auf einem Nietzsche-Kongress in Rom. Georg Trakl widmete er das kürzeste Stück auf "X" benutzte Trakls Leben bzw. Ableben aber später als Inhalt seiner Oper "Totentag" (1992/1993).

Wie schon auf den drei Alben zuvor ("Moondawn", Body Love I", "Body Love II") arbeitete Klaus Schulze auch auf "X" mit dem Schlagzeuger Harald Großkopf zusammen, bediente sich aber auch wieder einmal eines kleinen Streichorchesters und zwar für dem Titel über "Ludwig II. von Bayern". Eberhard Panne hatte den jungen Cellsiten des HR-Rundfunksinfonieorchsters, Wolfgang Tiepold, an Schulze ermittelt und der brachte drei Kollegen mit. Das Quartett nahm, im unter dem Tonstudio am Wenzelweg befindlichen großen Tanzsaal, die Strings-Sektion auf und zwar doppelt, wie Eberhard Panne später berichtete, um so das Klagvolumen des kleinen Orchesters zu doppeln.

Außerdem improvisierte Klaus bei "Ludwig" so lange, dass den Musikern nach etwa 15 Minuten "die Noten ausgingen", wie Panne erzählte. Klaus wedelte mit den Händen, Panne ging ans Fenster, machte Geigenspiel-Bewegungen und die Musiker um Tiepold fingen wieder von vorne an, ihr Programm zu spielen. Und diese knappe halbe Stunde Musik ist für viele Schulze-Fans bas beste an dem ganzen Album: zeitlos bombastisch, voller Romantik und süßer Melancholie. Die Songs über Friedemann Bach (mit Boris Dragic an der Solo-Voline) und Heinrich von Kleist komplettieren das Album "X", das im September 1978 erschien.

"The Oberhausen Tape" ist der erste Teil des 1976er Oberhausen-Konzerts, dessen anderen Teil bereits früher im Rahmen dieser Serie gesendet wurde. Gegen Ende von Teil 8 gibt es schließlich Musik aus Belgien: "Zeitgeist" ist die Aufnahme eines Konzertes von Klaus Schulze vom 17. Oktober 1977 vor 5.500 Zuschauern in der St. Michael Kathedrale in Brüssel und "Objet d'Louis" ist eine Art Live-Version des "Ludwig II. von Bayern", das Schulze kurz nach der Veröffentlichung von "X" zusammen mit einem Sinfonieorchester junger, belgischer Musikerinnen und Musiker unter der Leitung von Wolfgang Tiepold gegeben hat.
 
20.00 Uhr: "KLAUS SCHULZES ELEKTRONISCHES LEBEN - Teil 8" - Die Trackingliste (Zeitangabe = in Minuten / Albumtitel in Anführungsstrichen)
 
01. "X": Friedrich Nitzsche (24:51)

02. The Oberhausen Tape - Quelle idée de preindre une pomme (4:41)
03. The Oberhausen Tape - Et Picasso mange la pomme (12:02)
04. The Oberhausen Tape - Et la pomme lui dit Mercie (6:21)
05. "X": Georg Trakel (Die lange Version) (26:12) 
06. "X": Frank Herbert (28:22)
07. "X": Friedemann Bach (10:52)
08. "X": Lubwig II. von Bayern (17:59)
09. Zeitgeist - Zeit (6:31)
10. Zeitgeist - Temps (10:45)
11. Zeitgeist - Time (11:44)
12. Zeitgeist - Geist (4:56)
13. Zeitgeist - Brains (8:26)
14. Zeitgeist - Esprit (8:14)
15. "X": Heinrich von Kleist (29:34)
16. "X": Objet d'Louis (21:34)


Abbildungen © Plattenfirma "Brain/Metronome"

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