RE- POP SUNDAY* - Das Programm am 22.04.2012

Vorbemerkung: Die Jugendfunk-Redaktion des Bayerischen Rundfunks / BR griff in den frühen 1970er-Jahren den Trend der linkskritischen, "alternativen" Literaturszene in der BRD auf und lud junge, unbekannte Autoren zum "Pop Sunday" ein, einer mit damals avantgardistischer Rockmusik produzierten Sendereihe am Sonntag.

"Pop Sunday" ging auf die Idee des Jugendfunk-Chefs Walter Schricker zurück, der Ende der 1960er Jahre den Autor und Rundfunksprecher Gert Heidenreich bat, auf der damals neu entstandenen Welle Bayern 3 eine Stunde des Sonntagvormittags zu gestalten.

Zum Konzept gehörte, dass jeder Autor unangemeldet zu den Redaktionssitzungen kommen durfte und sein Werk vorlas. Jeder Anwesende besaß volles Stimmrecht, ob aus diesem Textvorschlag eine Sendung werden sollte oder nicht.

"Pop Sunday" verstand sich als Gegenbewegung gegen den Kulturbetrieb, schöpfte viele Autoren aus der alternativen Literaturszene ab und war Keimzelle zahlreicher Künstlerkarrieren. Mitte der 1980er-Jahre wurde der "Pop Sunday" dann zugunsten anderer Abendsendungen von Bayern 3 eingestellt.


"RE - POP SUNDAY*" - Die neuen Ausgaben von und mit Lutz Mühlfriedel

Vor exakt einem Vierteljahr, am 22. Januar 2012, begann der "Pop Sunday" von Neuem. Einmal (meist am letzten Sonntag) im Monat sendet ZONO RADIO JENA zwei Stunden "Re - Pop Sunday*" von und mit Dr. Lutz Mühlfriedel (50 / siehe Foto links) aus Schöten bei Jena. Mühlfriedel machte sich über die letzten zehn Jahre eine Namen mit seiner Sendung "Radio Speziale*", die er am Jahresende 2011 beendet hat um sich ganz dem "Re - Pop Sunday*" zu widmen. ZONO RADIO JENA wiederholt jedoch im Rahmen seines Programmes die alten Folgen von "Radio Speziale*" noch einmal; die jeweiligen Sendezeiten entnehmen Sie bitte unserem aktuellen Programm auf dieser Internetseite.

"RE - POP|SUNDAY*" - Die Ausgabe "April 2012"
von und mit Lutz Mühlfriedel
"Elias Canetti:
Der Namenlecker & andere Charakter"


"Auf den ersten Blick findet man Bekannte, aber auf den zweiten findet man sich. Wer sich nur feierlich sehen kann, mag sich darüber ärgern. Aber zum Glück gibt es viele, denen die Wahrheit über ihre Selbstzufriedenheit geht. Eine einfache Wahrheit ist es nicht, denn man wird sich in mehreren dieser Charaktere erkennen. Es war ihrem Verfasser beim Schreiben nicht ein einziges Mal bewusst, dass er an sich selbst dachte. Aber als er das Buch mit den 50 Charakteren zusammenstellte - aus einer viel größeren Zahl, die er geschrieben hatte -, erkannte er sich staunend in zwanzig von ihnen. Das mag beschämend sein, es ist auch erheiternd. So reich ist man zusammengesetzt, und so sähe man jeweils aus, wenn ein einziges der Elemente, aus denen man besteht, konsequent auf die Spitze getrieben würde.." (Elias Canetti aus "Der Ohrenzeuge": Deutsche Grammophon 2001)

Der Literaturnobelpreisträger Elias Canetti (* 25.07.1905 in Russe/Bulgarien; † 14.08.1994 in Zürich) hat sich Zeit seines Lebens mit der Psychologie der Massen und den Rollen einzelner Menschentypen beschäftigt. 1974 veröffentlichte er die Sammlung Der Ohrenzeuge, in der er fünfzig Charaktere skizziert hat. Die grotesken Überzeichnungen von Canetti treffen unsere heutige Lebenswelt sehr genau. Canetti spricht im Zusammenhang der fünfzig Charaktere von "akustischen Masken". Denn die Identität des Menschen wird bestimmt aus seinem Sprachverhalten. "Die Welt wimmelt von Charakteren, man braucht sie nur zu erfinden, um sie zu sehen."

In "Der Ohrenzeuge. Fünfzig Charaktere" (1983) benutzt Canetti seine große Menschenkenntnis dazu, bestimmte Charaktere auf amüsante, leichtfüßig satirische Weise zu beschreiben. Diese Charaktere besitzen alle eine merkwürdige Eigenschaft, einen Tick, wie man früher gesagt hätte, eine Marotte. Diese Marotte mag das Leben dieser Menschen teilweise oder auch ganz bestimmen. Canetti nimmt mit seiner Beschreibung eine Methode auf, die bereits auf den antiken griechischen Philosophen Theophrast zurückgeht.

(Nach dem Klappentext einer Taschenbuchausgabe und Informationen der Zentralbibliothek Zürich. Nachlass Elias Canetti.)


Re-Pop|Sunday* Nachschlag:

"Naherholungsräume"



Zu empfangen ist all das wie immer in Ostthüringen über UKW 103,4 MHz bzw. 107,9 Mhz im Kabelnetz oder auch zeitgleich im Internet bei ZONO RADIO JENA über den RADIO OKJ Link unseres Webplayers (klick!).

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